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Wabi… wie?

Was hat es eigentlich auf sich mit dem Wabi und dem Sabi?
Wer bei Wabi-Sabi spontan an Sushi denkt, liegt zumindest geografisch richtig. Wie die Hölle scharfe Wasabi-Paste aus grünem Meerrettich, die zu den Reisröllchen serviert wird, kommt auch der Begriff Wabi-Sabi aus Japan. Ursprünglich bedeutete „wabi“ traurig, verlassen oder allein, „sabi“ war das Wort für alt sein, vergehen, Patina ansetzen. Was in dieser originalen Übersetzung (und dann auch noch im Doppelpack) nicht gerade erstrebenswert klingt, hat im Wandel der Zeit eine positivere, ja fast schon poetische Konnotation bekommen und bezeichnet mittlerweile die Art und Weise, die Schönheit von einfachen und betagten Dingen zu erkennen, sich mit ihnen zu begnügen, sie wertzuschätzen und zu genießen – eine Sichtweise, die im Zen-Buddhismus verankert ist und beispielsweise auch in der japanischen Teezeremonie zum Ausdruck kommt.
Letztere wird übrigens erst seit dem 15. Jahrhundert in ihrer meditativen, auf den reinen Geschmack reduzierten Art und Weise zelebriert – davor war das Teetrinken ein Zeichen von Wohlstand und wurde von reichen Japanern im Rahmen üppig ausgestatteter Teepartys nach chinesischem Vorbild praktiziert. Erst durch den Einfluss des Teemeisters und Zen-Mönchs Murata Shuko (1423-1502) veränderte sich der Brauch. Nach seinem Motto „Es ist gut, ein wertvolles Pferd an eine strohgedeckte Hütte zu binden“ kombiniert er grobe, handgeformte Gefäße einheimischer Töpfer mit dem feinen chinesischen Porzellan und erzeugt durch diesen Kontrast eine erstaunliche Wirkung. Zwei Generationen von Teemeistern später verwendete Sen no Rikyu (1522-1591) ausschließlich einfache, aber formschöne Alltagsgegenstände für seine Zeremonien, prägte den Begriff „wabi-cha“ („Tee des stillen Geschmacks“) und ließ in Kyoto ein kleines, bescheidenes Teehaus errichten, das heute zum Nationalschatz Japans gehört.

Sind wir doch mal ehrlich: (Zu) ernst genommener Purismus kann ganz schön kahl und nüchtern aussehen. Hier ein paar Tipps gegen Tristesse:

1 – Bücher helfen immer

Ja, lesen hilft. Greift man beim Thema Wabi-Sabi (und seinen Geschwistern Purismus und Minimalismus) zu den richtigen Büchern, versteht man, dass all diese Lebens- und Wahrnehmungskonzepte in erster Linie Einstellungssache sind – und es sich empfiehlt, das Ganze nicht zu eng zu sehen. 

2 – Die, die am Herzen liegen

Sich aufs Wesentliche beschränken? Nur die nötigsten Dinge behalten? Von all dem hübschen Schnickschnack die Finger lassen? Wer schon beim Gedanken daran Gänsehaut bekommt, sei beruhigt: Hier geht es nicht um Selbstkasteiung, sondern um Befreiung – und auch das klingt jetzt dramatischer, als es ist.
Ein Beispiel: Die Salatschale vom Töpfermarkt auf Lanzarote benutzen Sie jeden Tag, obwohl sie schon ein paar Macken hat. An die Salatschleuder, die Sie vor Jahren geschenkt bekommen haben, denken Sie nur, wenn sie mal wieder die Küchenschublade blockiert. Jemals benutzt? Eben. Also weg damit, Platz schaffen und sich weiterhin an der Lanzarote-Schüssel erfreuen. Nichts anderes ist Wabi-Sabi.
PS: Neue Lieblinge dürfen natürlich angeschafft werden, aber nur, wenn man sie auch einsetzt!

3 – Wohnliche Textilien

Eingefleischte Asketen (eigentlich ein Widerspruch in sich) mögen sich in einer mönchszellenartigen Umgebung ohne jeglichen Komfort wohlfühlen – das müssen Sie aber nicht genauso handhaben (außer, Sie wollen es). Wer puristisch, aber trotzdem gemütlich wohnen will, dem raten wir zu Stoffen – in Form von Kissen, Vorhängen, Teppichen, Polstern und Plaids. Wenn Sie Naturfasern wie Wolle, Baumwolle, Leinen oder Jute in zurückhaltenden Farben, gradlinige Schnitte und dezente Muster wählen und auf üppige Faltenwürfe und Verzierungen verzichten, passen sie wunderbar ins Einrichtungskonzept – und machen den Raum wohnlich.

4 – Gegensätze

Je zurückhaltender ein Stil und je reduzierter seine Formensprache ist, desto wichtiger sind die verwendeten Materialien; zum einen, was ihre Hochwertigkeit und ihre Verarbeitungsqualität angeht, zum anderen aber auch, was ihre Vielfalt betrifft. Samtig geschliffenes Holz zu grobem Leinen ist schön und gut – aber erst, wenn noch Korbgeflecht, verwittertes Treibgut, Wolle und/oder handgeformte Keramik hinzukommen, wird’s richtig interessant.

5 – Ruhe trotz Farbe

Wer weiße oder graue Wände zu kühl findet, kann sich innerhalb der kompletten Naturtonpalette austoben und mit wärmeren Nuancen aus dem Sand- oder Rosé-Bereich Heimeligkeit zaubern. Außerdem haben diese Farbtöne die Eigenschaft, dass man sie bedenkenlos miteinander kombinieren kann, ohne dass es zu bunt wird, und trotzdem Abwechslung in die Zen-artigen Ruhe kommt.

Quarzrosa

Sandbeige

Muschelgrau